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Seehunde und Kegelrobben: Die heimlichen Stars des Wattenmeers

Die grauen Köpfe, die neugierig aus dem Wasser spähen, sind oft die ersten tierischen Bewohner, die dir im Nationalpark Wattenmeer begegnen.

Lesezeit: ca. 6 Min.
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Zwischenablage

Seehunde und Kegelrobben haben sich die sandigen Bänke zwischen Festland und offener See als Heimat auserkoren und prägen heute wieder maßgeblich das Ökosystem dieser einzigartigen Küstenlandschaft.

Reich der Robben: Zwei heimische Arten

Im Wattenmeer leben zwei Robbenarten: Der kleinere Seehund (Phoca vitulina) und die massigere Kegelrobbe (Halichoerus grypus). Mit etwas Übung kannst du sie gut unterscheiden. Seehunde erreichen eine Länge von bis zu 1,80 Metern und werden bis zu 150 kg schwer. Ihr rundlicher Kopf mit der charakteristischen V-förmigen Nasenöffnung und das gefleckte Fell sind typische Merkmale.

Kegelrobben fallen durch ihre Größe auf – die Bullen können über 2,50 Meter lang und bis zu 300 kg schwer werden. Das markanteste Unterscheidungsmerkmal ist ihre längliche "Pferdenase" mit geraden Nasenlöchern. Besonders bei männlichen Tieren ist diese ausgeprägt. Kegelrobben zeigen mehr Farbvariationen, von hell bis dunkelgrau, oft mit unregelmäßigen Flecken.

Wo und wann du Robben sichten kannst

Die besten Chancen für Robbenbeobachtungen bieten sich bei Niedrigwasser, wenn die Tiere auf den Sandbänken ruhen. Die Hauptgebiete liegen im niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer sowie um die friesischen Inseln.

Besonders gute Beobachtungspunkte sind:

  • Die Helgoländer Düne – einzige deutsche Hochseeinsel mit dauerhafter Kegelrobbenkolonie
  • Robbenbänke bei Norderney und Juist
  • Der Lorenzenplate zwischen Amrum und Föhr
  • Die Sandbank Jungnamensand bei Sylt
  • Die Hallig Südfall im nordfriesischen Wattenmeer

Zeitlich bieten sich die Sommermonate Juni bis September für Seehunde und November bis Januar für die Kegelrobben an, wenn sie ihre Jungen zur Welt bringen. Im Februar und März kannst du zudem eine besondere Zeit im Robbenleben miterleben: Die Tiere wechseln ihr komplettes Fell (Haarung) und verbringen dafür deutlich mehr Zeit an Land.

Von der Krise zur Erfolgsgeschichte

Die Geschichte der Robben im Wattenmeer gleicht einer dramatischen Achterbahnfahrt. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden beide Arten gejagt – die Kegelrobbe wurde dabei in deutschen Gewässern fast vollständig ausgerottet. Auch danach schwächten Umweltgifte wie PCB und DDT die Populationen. 1988 dezimierte eine verheerende Seehundstaupe-Epidemie den Bestand um etwa 60%.

Seither hat sich die Situation grundlegend verbessert. Umfassender Schutz und verbesserte Wasserqualität führten zu einer beeindruckenden Erholung. Heute leben wieder über 40.000 Seehunde und mehr als 9.000 Kegelrobben im gesamten Wattenmeer – eine der größten Erfolgsgeschichten des europäischen Naturschutzes.

Respektvolle Beobachtung – Regeln beachten

So faszinierend die Begegnung mit den Meeressäugetieren auch sein mag – wichtigster Grundsatz muss bleiben, dass du als Gast in ihrem Lebensraum bist. Ein Mindestabstand von 300 Metern zu Liegeplätzen ist Pflicht. Benutze für nähere Beobachtungen ein Fernglas. Geführte Wattwanderungen, die von Rangern oder qualifizierten Führern angeboten werden, bringen dich mit fundiertem Wissen ausgestattet zu geeigneten Beobachtungspunkten.

Falls du einen augenscheinlich hilflosen jungen Seehund entdeckst: Fass ihn nicht an! Oft warten die Mütter nur in sicherer Entfernung, bis sich potenzielle Störenfriede wieder entfernt haben. Im Zweifelsfall kontaktiere die Seehundstation (Telefonnummern haben alle Tourismus-Infos vor Ort).

Lebensweise: Zwischen Meer und Land

Robben sind perfekt an das Leben zwischen Land und Meer angepasst. Als ausgezeichnete Schwimmer können Seehunde bis zu 200 Meter tief tauchen und bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben. Kegelrobben schaffen sogar Tauchtiefen von über 300 Metern.

Die Nahrungssuche findet ausschließlich im Wasser statt. Auf dem Speiseplan stehen hauptsächlich Fische wie Plattfische, Heringe und Sandaale, aber auch Krebstiere und Tintenfische. Ein erwachsener Seehund vertilgt täglich etwa 5-7 kg Nahrung, Kegelrobben sogar bis zu 10 kg.

Die Fortpflanzung folgt einem festen Jahresrhythmus. Seehunde bringen Ende Juni/Anfang Juli auf Sandbänken ein bereits schwimmfähiges Jungtier zur Welt. Die Kegelrobben werfen dagegen im Winter (November-Januar) ein zunächst nicht schwimmfähiges Jungtier mit weißem Babyfell. Bei beiden Arten trinken die Jungtiere etwa 3-4 Wochen bei der Mutter und werden dann zunehmend selbstständig.

Geführte Touren: Mehr als nur Robben sehen

Zahlreiche Anbieter entlang der Küste haben sich auf Robbenbeobachtungen spezialisiert. Besonders empfehlenswert sind:

  • Schiffsausflüge zu den Sandbänken ab Büsum, Wilhelmshaven oder Bremerhaven
  • Kombinierte Watt- und Robbentouren ab Norddeich oder Greetsiel
  • Spezielle Fotoexkursionen ab Dagebüll oder List auf Sylt

Die Kosten liegen meist zwischen 15 und 30 Euro pro Person, abhängig von Dauer und Ziel der Tour. Buche vorzugsweise bei Anbietern mit klarem Bezug zum Naturschutz, erkennbar am Qualitätssiegel "Nationalpark-Partner" oder "Nationalpark-Wattführer".

Weitere Einblicke in die Robbenwelt

Wer mehr über die Biologie und den Schutz der Meeressäuger erfahren möchte, findet in den Seehundstationen Friedrichskoog (Schleswig-Holstein) und Norddeich (Niedersachsen) kompetente Ansprechpartner. Beide Einrichtungen versorgen verletzte und verwaiste Jungtiere und bieten gleichzeitig spannende Ausstellungen und Fütterungszeiten für Besucher an.

Das Robbarium auf Helgoland und das Erlebniszentrum Naturgewalten in List auf Sylt stellen ebenfalls wertvolle Informationsquellen dar. Besonders für Familien mit Kindern bieten diese Orte eine gute Ergänzung zur Beobachtung in freier Wildbahn.

Der richtige Blick fürs Detail

Mit etwas Glück kannst du bei deiner Wattenmeertour einige der typischen Verhaltensweisen der Robben beobachten. Das charakteristische "Banana-Posing" der Seehunde – wenn sie Kopf und Schwanzflosse gleichzeitig aus dem Wasser strecken – gilt als Entspannungshaltung. Interessant ist auch ihr Sozialverhalten auf den Sandbänken: Trotz des oft dichten Gedränges gibt es eine klare Hierarchie und jedes Tier verteidigt seinen unmittelbaren Liegebereich.

Bei ausreichender Geduld kannst du zudem die verschiedenen Lautäußerungen wahrnehmen. Die grunzenden und bellenden Töne haben den Seehunden im Englischen den Namen "harbor seal" (Hafenrobbe) eingebracht, da Seeleute früher glaubten, Hunde im Hafen zu hören.

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