Ein Besuch in Friedrichstadt, dem "kleinen Amsterdam" Deutschlands
Im Herzen von Schleswig-Holstein liegt ein Ort, der den Besucher sofort in die Niederlande versetzt: Friedrichstadt.

Diese kleine Stadt mit rund 2.500 Einwohnern verdankt ihre charakteristische Architektur und ihr unverwechselbares Flair ihrer ganz besonderen Geschichte. Im Jahr 1621 ließ Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf niederländische Glaubensflüchtlinge, sogenannte Remonstranten, hier siedeln und gewährte ihnen umfassende Religionsfreiheit – damals ein revolutionäres Konzept.
Als Gegenleistung für die Toleranz des Herzogs errichteten die Niederländer eine Handels- und Hafenstadt im charakteristischen holländischen Stil an der strategisch wichtigen Mündung der Treene in die Eider. Das Ergebnis ist ein architektonisches Juwel, das bis heute bestens erhalten ist und dir authentisches Holland-Flair mitten in Schleswig-Holstein bietet.
Stadtbild: Grachten, Giebel und Brücken
Der erste Blick auf Friedrichstadt offenbart sofort, warum die Stadt als "Kleines Amsterdam" bekannt ist. Das Stadtbild wird geprägt von schnurgeraden Gassen im typischen Schachbrettmuster, schmalen Backsteinhäusern mit charakteristischen Treppengiebeln und zahlreichen Grachten, die von kleinen Brücken überspannt werden. Die Baumeister aus den Niederlanden legten diese Kanäle zur Entwässerung an, als Trinkwasserreservoir und als Transportwege – heute sind sie das Markenzeichen der Stadt.
Das Zentrum des historischen Stadtkerns bildet der Marktplatz mit seinen neun imposanten Kaufmannshäusern auf der Westseite – ein beeindruckendes Ensemble, das unverändert seit der Stadtgründung besteht. Hier findet sich auch das hübsch verzierte blau-weiße Pumpenhäuschen von 1879 sowie das sehenswerte Rathaus. Besonders empfehlenswert ist ein Spaziergang durch die Prinzenstraße, die Bummelmeile Friedrichstadts, mit zahlreichen kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants.
Architektonische Highlights
Das wohl beeindruckendste historische Gebäude ist die "Alte Münze", ein 1626 vom niederländischen Statthalter Adolph van Wael errichtetes Patrizierhaus. Heute beherbergt es das Stadtmuseum, das einen faszinierenden Einblick in die Geschichte Friedrichstadts bietet. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung von den Anfängen als Zufluchtsort für religiös Verfolgte bis zur heutigen touristischen Attraktivität.
Ein weiteres Highlight ist das Tischlereimuseum, das in einem historischen Gebäude untergebracht ist und die traditionelle Handwerkskunst der Region lebendig werden lässt. Die zahlreichen Galerien, Ateliers und Werkstätten, die sich in den historischen Häusern befinden, zeugen von der lebendigen Kunstszene, die hier in den letzten Jahren entstanden ist.
Stadt der religiösen Toleranz
Eine Besonderheit Friedrichstadts ist die religiöse Vielfalt, die sich in fünf verschiedenen Gotteshäusern manifestiert – ein bemerkenswertes Erbe der toleranten Gründungsgeschichte. Die Remonstrantenkirche ist dabei ein absolutes Unikat, denn sie ist die einzige dieser niederländischen Glaubensgemeinschaft außerhalb der Niederlande. Das schlichte, 1854 errichtete Gebäude mit seinem charakteristischen Dachreiter ist ein architektonisches Kleinod und eine wichtige Sehenswürdigkeit.
Neben den Remonstranten haben auch Lutheraner, Katholiken, Juden und Mennoniten ihre Spuren in der Stadtgeschichte hinterlassen. Ein Rundgang zu den verschiedenen Gotteshäusern vermittelt einen spannenden Einblick in die religiöse und kulturelle Geschichte der Region und macht die besondere Atmosphäre von Toleranz und Weltoffenheit erlebbar, die Friedrichstadt seit seiner Gründung prägt.
Auf dem Wasser unterwegs
Die beste Perspektive auf Friedrichstadt bietet sich vom Wasser aus. Eine einstündige Grachtenfahrt führt dich entlang der historischen Altstadt und unter den malerischen Brücken hindurch. Die Bootsführer vermitteln dabei interessante Einblicke in die Geschichte und Architektur der Stadt. Vom Wasser aus kannst du die Treppengiebelhäuser in aller Ruhe betrachten und fotografieren – definitiv ein Höhepunkt deines Besuchs.
Für Aktivurlauber bietet sich zudem die Möglichkeit zum "Wasserwandern" in der Umgebung. Mit dem Kanu oder Kajak kannst du die malerischen Flusslandschaften von Eider, Treene und Sorge erkunden und dabei die Ruhe der nordfriesischen Natur genießen. Mehrere Verleiher in der Stadt bieten die nötige Ausrüstung und auf Wunsch auch geführte Touren an.
Das Umland: Flusslandschaften und Naturerlebnisse
Die Region um Friedrichstadt ist geprägt durch die idyllischen Flusslandschaften der drei Flüsse Eider, Treene und Sorge, die hier zusammenfließen. Ausgedehnte Wiesen, Rapsfelder und kleine Kanäle prägen die Landschaft und laden zu ausgedehnten Erkundungstouren ein. Friedrichstadt ist ein idealer Ausgangspunkt für Radtouren, beispielsweise auf dem gut ausgebauten Eider-Treene-Sorge-Radweg.
Auf diesem Weg lassen sich reizvolle kleine Orte wie das Storchendorf Bergenhusen entdecken, das für seine große Storchenpopulation bekannt ist. Auch die Dörfer Hollingstedt, Süderstapel und Tellingstedt mit ihrer typisch nordfriesischen Architektur sind einen Besuch wert. Von Friedrichstadt aus lässt sich zudem die Halbinsel Eiderstedt mit ihren weitläufigen Salzwiesen, dem charakteristischen Leuchtturm Westerhever und dem bekannten Seebad St. Peter-Ording gut erreichen.
Praktische Informationen
Friedrichstadt lässt sich zu jeder Jahreszeit besuchen, besonders reizvoll ist jedoch die Zeit von Mai bis September, wenn die Grachtenfahrten regelmäßig stattfinden und die Cafés ihre Außenbereiche geöffnet haben. Wer es weniger touristisch mag, findet in der Nebensaison mehr Ruhe zum Entdecken der Stadt.
Die Anreise ist sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Friedrichstadt verfügt über einen eigenen Bahnhof mit regelmäßigen Verbindungen nach Husum und Hamburg. Mit dem Auto erreichst du die Stadt über die A23 und dann weiter über die B5.
Innerhalb Friedrichstadts sind alle Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erreichbar. Für Ausflüge in die Umgebung empfiehlt sich ein Fahrrad, das in mehreren Verleihstationen vor Ort gemietet werden kann. An warmen Sommertagen bieten die Badestellen an Eider und Treene eine willkommene Abkühlung.
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