Schillig und Horumersiel - Zwei Dörfer, ein Versprechen: Sand, Watt und unbändige See
Wer das raue Klima, den weiten Horizont und die unverfälschte Nordsee-Atmosphäre schätzt, wird in diesen beiden Perlen des Wangerlands genau das finden.

An der niedersächsischen Nordseeküste liegen wie Perlen an einer Schnur die kleinen Küstenorte des Wangerlands. Besonders Schillig und Horumersiel fallen dabei ins Auge – zwei beschauliche Dörfer mit feinsandigem Strand, weitem Watt und jener unverwechselbaren Mischung aus maritimem Charme und norddeutscher Gelassenheit, die das Wangerland auszeichnet.
Die Nachbarorte an der Außenjade sind wahre Kleinode für alle, die Naturnähe statt überlaufener Touristenhochburgen suchen. Jeder der beiden Orte hat seine eigene Persönlichkeit: Schillig mit seinem kilometerlangen Sandstrand und Horumersiel mit seinem malerischen Hafen – zusammen bieten sie ein komplettes Nordseeerlebnis ohne Kompromisse.
Schillig: Wo der Strand kein Ende nimmt
Der bis zu 300 Meter breite Sandstrand von Schillig ist der Hauptgrund, warum Einheimische den Ort als das "St. Tropez des Nordens" bezeichnen – wenn auch mit einem Augenzwinkern. Bei Ebbe dehnt sich der Horizont scheinbar ins Unendliche aus, und der weiche, helle Sand lädt zum Barfußlaufen, Drachensteigen oder einfach zum Verweilen ein.
Hinter dem Deich verbirgt sich ein kleines, aber feines Dorf mit rotroten Backsteinhäusern und reetgedeckten Dächern. Der Campingplatz direkt am Deich gehört zu den beliebtesten an der gesamten deutschen Nordseeküste – kaum verwunderlich, denn wo sonst kann man morgens aus dem Zelt krabbeln und gleich die Füße ins Watt setzen?
Das Surfrevier vor Schillig gilt unter Wassersportlern als Geheimtipp. Die langgezogene Bucht sorgt für ideale Windbedingungen, und die weitläufige Wasserfläche bietet genug Platz für Anfänger wie Fortgeschrittene. In der örtlichen Surfschule kannst du erste Schritte auf dem Brett wagen oder deine Technik verfeinern.
Horumersiel: Hafen, Geschichte und maritimes Flair
Nur einen Katzensprung von Schillig entfernt liegt Horumersiel, das mit seinem kleinen, aber feinen Museumshafen punktet. Die bunten Fischkutter und traditionellen Plattbodenschiffe verleihen dem Ort ein authentisches Flair, das du so nur noch selten an der Nordseeküste findest.
Der Hafen ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch Ausgangspunkt für Ausflugsfahrten und Wattwanderungen. Von hier aus kannst du mit einem Kutter zu den Seehundbänken fahren oder bei einer geführten Tour das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer erkunden. Die Gezeitenlandschaft mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna gleicht einem riesigen Freiluftlabor – besonders faszinierend für Kinder, die hier Krebse, Muscheln und andere Meeresbewohner aus nächster Nähe beobachten können.
Das Nordseebad hat sich seinen historischen Charme bewahrt. Alte Kapitänshäuser säumen die schmalen Straßen, und wer genau hinschaut, entdeckt an manchen Fassaden noch Hochwassermarken vergangener Sturmfluten – stumme Zeugen der Naturgewalt, mit der die Menschen hier seit Jahrhunderten leben.
Zwischen den Gezeiten: Das Watt als Naturerlebnis
Das Wattenmeer zwischen Schillig und Horumersiel ist ein Naturschauspiel, das zweimal täglich seine Bühne wechselt. Bei Ebbe verwandelt sich der Meeresboden in eine riesige Sandlandschaft, die zu Fuß erkundet werden kann – allerdings nur mit ortskundiger Führung, denn Priele und Quicksand können für Unwissende gefährlich werden.
"Wer einmal barfuß durchs Watt gelaufen ist, kommt immer wieder", sagt Wattenführer Jan Oltmanns, der seit über 30 Jahren Touren anbietet. "Es ist diese Mischung aus Freiheit und Ursprünglichkeit, die die Menschen fasziniert." Seine dreistündigen Wanderungen führen zu Seehundbänken und Muschelfeldern und vermitteln nebenbei spannendes Wissen über das empfindliche Ökosystem.
Für einen besonderen Nervenkitzel sorgen die nächtlichen Wattwanderungen bei Vollmond. Mit Taschenlampen ausgerüstet, erlebst du das Watt in einem völlig neuen Licht – oder besser gesagt: im Halbdunkel. Das leise Glucksen des Wassers, das entfernte Rufen der Seevögel und der weiche Sand unter den Füßen schaffen eine fast meditative Atmosphäre.
Kulinarische Entdeckungen: Von Krabbenbrötchen bis Teestunde
Die Nordseeküche ist bodenständig, herzhaft und steht für Frische. In beiden Orten findest du urige Fischrestaurants, in denen der Fang des Tages auf den Tisch kommt. Das klassische Krabbenbrötchen schmeckt nirgendwo besser als hier, wo die kleinen Nordseegarnelen noch direkt von den Kuttern angelandet werden.
Im "Hooksiel Krog" in Horumersiel serviert Küchenchef Hauke Peters seine moderne Interpretation der ostfriesischen Küche. "Wir verwenden, was die Region hergibt", erklärt er. "Im Frühjahr Maischolle und Spargel, im Sommer frische Kräuter aus unserem Garten, im Herbst Wild und Grünkohl." Seine Fischsuppe mit Safran und selbstgebackenes Schwarzbrot haben sich herumgesprochen – reservieren lohnt sich.
Eine lokale Spezialität, die du probieren solltest, ist der "Snirtjebraten" – ein langsam geschmortes Schweinefleisch, das mit Zwiebeln und Gewürzen zubereitet wird. Dazu gibt es traditionell Bratkartoffeln und rote Beete. Zum Nachtisch darf die ostfriesische Teezeremonie nicht fehlen: Starker schwarzer Tee wird mit "Kluntje" (Kandis) und einem Löffel Sahne serviert, die man am Rand ins Glas fließen lässt – aber bloß nicht umrühren!
Für Regentage: Wangerlands Indoor-Alternativen
Auch wenn die Nordsee für ihr wechselhaftes Wetter bekannt ist – Langeweile kommt in Schillig und Horumersiel selten auf. Das "Friesland-Therme" Wellenbad in Horumersiel bietet bei jedem Wetter Badespaß und Entspannung. Mit seinem Wellenbecken, der 80-Meter-Rutsche und dem Außenbereich mit Blick aufs Meer ist es besonders bei Familien beliebt.
Kulturinteressierte finden im Wangerland-Museum in Hohenkirchen einen Einblick in die Geschichte der Region. Von prähistorischen Funden über Exponate zur Deichgeschichte bis hin zu nachgebauten Bauernstuben – hier wird die harte Lebenswirklichkeit der Küstenbewohner greifbar.
Für einen Tagesausflug bei schlechtem Wetter bietet sich das nahe Wilhelmshaven an. Das Deutsche Marinemuseum und das UNESCO-Weltnaturerbe-Haus vermitteln spannende Einblicke in die maritime Geschichte der Region. Und im "Oceanis" – der größten Gezeitenausstellung Europas – lernst du alles über die faszinierende Welt der Gezeiten.
Praktische Infos und beste Reisezeit
Die beste Zeit für einen Besuch in Schillig und Horumersiel ist von Mai bis September, wenn die Tage lang und die Temperaturen angenehm sind. Doch auch die Nebensaison hat ihren Reiz: Im Frühjahr und Herbst erlebst du die Küste ohne Touristenmassen, und die stürmische See hat ihren ganz eigenen Charme.
Mit dem Auto erreichst du das Wangerland über die A29 bis Wilhelmshaven und dann weiter über die B210. Zugverbindungen gibt es bis Sande, von dort verkehren regelmäßig Busse in die Küstendörfer. Innerhalb des Wangerlands ist ein gut ausgebautes Radwegenetz der beste Weg, um die Region zu erkunden – die flache Landschaft macht das Radfahren auch für Ungeübte zum Vergnügen.
Unterkünfte gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel:
- Campingplätze direkt am Deich für Naturliebhaber und Sparfüchse
- Ferienwohnungen und -häuser für Familien und längere Aufenthalte
- "Küstenperle" in Horumersiel – ein kleines, familiär geführtes Hotel mit Meerblick
- Bauernhöfe im Hinterland für alle, die ländliche Ruhe suchen
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