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Hooge: Die Königin der Halligen – Leben auf Warften mitten im Wattenmeer

Der Besuch auf Hooge ist eine Reise in eine andere Zeit und zu einer anderen Lebensweise – geruhsam, naturverbunden und doch voller Herausforderungen.

Lesezeit: ca. 8 Min.
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Zwischenablage

Auf Hooge ticken die Uhren anders. Als eine der zehn verbliebenen Halligen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer hat diese besondere Insel eine eigene Zeitrechnung: Sie richtet sich nach Ebbe und Flut, nach den Jahreszeiten und nach den gelegentlichen Sturmfluten, die die Hallig bis auf die charakteristischen Warften komplett unter Wasser setzen. Mit einer Fläche von 5,6 Quadratkilometern ist Hooge die zweitgrößte der Halligen und gehört seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.

Anders als die Nachbarinsel Pellworm ist Hooge nicht durch einen Deich geschützt. Stattdessen erheben sich zehn Warften – künstlich aufgeschüttete Erdhügel – aus der flachen Marschlandschaft, auf denen etwa 100 Einwohner leben. Bei Landunter, wenn nur noch die Warften aus dem Wasser ragen, wird die Besonderheit dieser Lebensweise besonders deutlich.

Anreise und Mobilität

Die Anreise nach Hooge erfolgt per Schiff von Schlüttsiel auf dem Festland aus. Die Fährverbindung wird von der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) betrieben und dauert etwa 1 Stunde und 15 Minuten. In den Sommermonaten fahren zusätzliche Ausflugsschiffe die Hallig an. Alternativ kannst du auch von der Nachbarinsel Pellworm übersetzen.

Auf Hooge selbst ist das Auto tabu – die Fortbewegung erfolgt zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem "Hooger Taxi", einem Pferdewagen. Fahrräder können bei der Schutzstation Wattenmeer oder bei einigen Unterkünften ausgeliehen werden. Die Wege zwischen den Warften sind unbefestigt und können bei Regen matschig werden – festes Schuhwerk ist ratsam.

Die Warften – Lebenszentren der Hallig

Die zehn Warften von Hooge haben alle ihre eigenen Namen und Geschichten:

  • Hanswarft: Die größte und bekannteste Warft beherbergt das Hooger Gemeindezentrum mit Kirche, Schule, Kindergarten und mehreren Restaurants.
  • Kirchwarft: Hier steht die historische St. Johannis-Kirche aus dem Jahr 1637, ein schlichter Backsteinbau mit charakteristischem freistehendem Glockenstapel.
  • Ockelützwarft: Bekannt für das "Königspesel", ein historisches Kapitänshaus mit prächtiger Stubeneinrichtung aus dem 18. Jahrhundert.
  • Backenswarft: Eine der kleineren Warften mit traditionellen reetgedeckten Häusern.
  • Volkertswarft: Hier befindet sich die Schutzstation Wattenmeer mit ihrer Ausstellung zur Natur des Wattenmeers.

Jede Warft ist durch schmale, oft unbefestigte Wege mit den anderen verbunden. Bei einer Wanderung über die Hallig erlebst du die verschiedenen Charaktere der Warften und kannst den Blick über die weite, flache Landschaft schweifen lassen.

Highlights und Sehenswürdigkeiten

Das Sturmflutkino im "Hallig-Zentrum" auf der Hanswarft ist ein absolutes Muss. In einer multimedialen Präsentation wird gezeigt, wie die Hooger mit den regelmäßigen Überflutungen leben und wie sich die Hallig bei Sturmfluten verwandelt. Die eindringlichen Bilder und Berichte machen deutlich, was es bedeutet, mit der Natur statt gegen sie zu leben.

Das "Königspesel" auf der Ockelützwarft ist ein historisches Kleinod. Der prächtige Kapitänssalon aus dem 18. Jahrhundert mit seinen wertvollen Wandfliesen zeugt vom einstigen Wohlstand der Seefahrerfamilien auf Hooge. Der Name stammt daher, dass hier einst der dänische König Friedrich VI. zu Gast war.

Die St. Johannis-Kirche auf der Kirchwarft ist ein schlichter, aber eindrucksvoller Backsteinbau aus dem Jahr 1637. Der freistehende Glockenstapel ist typisch für die Halligen, da die regelmäßigen Sturmfluten einen klassischen Kirchturm zu instabil machen würden. Der Friedhof rund um die Kirche liegt erhöht, damit die Toten auch bei Landunter trocken ruhen können.

Die Naturausstellung der Schutzstation Wattenmeer auf der Volkertswarft gibt Einblicke in das empfindliche Ökosystem des Wattenmeers und seine Bedeutung als Weltnaturerbe. Hier werden auch regelmäßig geführte Watt- und Vogelexkursionen angeboten.

Naturerlebnis Wattenmeer

Hooge liegt mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und bietet einzigartige Naturerlebnisse. Bei Ebbe fallen große Teile des umgebenden Meeresbodens trocken und können im Rahmen geführter Wattwanderungen erkundet werden. Diese solltest du unbedingt nur mit kundigen Führern unternehmen, da die Gezeiten und Priele gefährlich werden können.

Die Hallig ist ein Paradies für Vogelbeobachter. Besonders während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst rasten hier tausende Zugvögel. Austernfischer, verschiedene Möwenarten und Seeschwalben brüten auf der Hallig. Mit etwas Glück kannst du auch Seehunde auf den Sandbänken rund um Hooge beobachten.

Das Landschaftsbild wird vor allem durch ausgedehnte Salzwiesen geprägt, auf denen im Sommer Schafe und Rinder weiden. Die besondere Pflanzenwelt mit salztoleranten Arten wie Strandaster, Queller und Strandflieder sorgt vor allem im Spätsommer für ein beeindruckendes Farbenspiel.

Gastronomie und Übernachtung

Auf Hooge gibt es einige gemütliche Restaurants und Cafés, die vor allem auf der Hanswarft zu finden sind. Die "Sturmflut-Klause" und das Restaurant "Zum Nordseestern" servieren traditionelle nordfriesische Gerichte mit frischem Fisch und Lamm von den Salzwiesen. Eine Halligspezialität ist der "Pharisäer" – ein Kaffee mit Rum und Sahnehaube, der nach einer alten Anekdote benannt ist.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Kategorien:

  • Ferienwohnungen in historischen reetgedeckten Häusern auf verschiedenen Warften
  • Die Jugendherberge auf der Hanswarft
  • "Kleines Hotel Sturmflut" mit gemütlichen Zimmern
  • Privatzimmer bei Halligbewohnern

Eine Besonderheit ist das "Halligfähre Hooge"-Hostel, bei dem du in umgebauten Schiffskabinen übernachten kannst. In der Hauptsaison von Mai bis September empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung, da die Kapazitäten begrenzt sind.

Jahreszeiten und beste Reisezeit

Hooge ist ein Reiseziel für alle Jahreszeiten, wobei jede ihre eigenen Reize hat:

Der Frühling (April bis Juni) bringt mildes Wetter und den Beginn der Brutsaison für viele Vogelarten. Die Salzwiesen erwachen zum Leben und erste Blüten erscheinen.

Der Sommer (Juli bis September) ist die Hauptsaison mit den meisten Besuchern, stabilem Wetter und zahlreichen Veranstaltungen wie dem traditionellen Biikebrennen. Die Salzwiesen stehen in voller Blüte.

Der Herbst (Oktober bis November) bietet dramatische Lichtstimmungen und die Chance, Zugvögel zu beobachten. Die ersten herbstlichen Stürme können für eindrucksvolle "Landunter"-Erlebnisse sorgen.

Der Winter (Dezember bis März) ist ruhig und manchmal rau. Die Verbindungen zum Festland sind weniger häufig, aber wer Einsamkeit und Naturgewalten sucht, wird diese Zeit schätzen. Bei strengem Frost kann es sogar zum "Eislandunter" kommen, wenn das Wattenmeer zufriert.

Leben mit dem Meer – Alltag auf Hooge

Das Leben auf Hooge ist fundamental vom Wasser geprägt. Im Durchschnitt kommt es etwa 30-50 Mal im Jahr zu einem "Landunter", wenn bei Sturmfluten oder besonders hohen Tiden das Wasser die gesamte Hallig überflutet und nur die Warften als Inseln im Meer zurückbleiben. Die Hooger haben sich an diesen Rhythmus angepasst: Viehställe haben erhöhte Fluchtplattformen für die Tiere, wichtige Infrastruktur befindet sich in den oberen Stockwerken, und die Häuser sind sturmsicher gebaut.

Die kleine Gemeinschaft auf Hooge ist eng verbunden. Es gibt eine zweiklassige Grundschule, einen kleinen Kindergarten und eine Freiwillige Feuerwehr. Für weiterführende Schulen müssen die Kinder aufs Festland. Die medizinische Versorgung erfolgt durch regelmäßige Arztbesuche vom Festland und einen Rettungshubschrauber für Notfälle.

Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind der Tourismus, die Landwirtschaft (vor allem Schaf- und Rinderzucht) und der Küstenschutz. Viele Einwohner üben mehrere Berufe aus – sie sind gleichzeitig Landwirte, Gastwirte, Touristenführer oder arbeiten im Nationalpark.

Praktische Tipps

Auf Hooge gibt es einen kleinen Lebensmittelladen auf der Hanswarft, der das Nötigste führt. Für größere Einkäufe solltest du dich vor der Anreise auf dem Festland eindecken.

Mobilfunkempfang ist auf der Hallig meist vorhanden, kann aber schwanken. WLAN wird in vielen Unterkünften angeboten.

Packe unbedingt wetterfeste Kleidung ein – das Wetter kann schnell umschlagen, und Wind ist auf der Hallig allgegenwärtig. Gummistiefel sind bei feuchtem Wetter für die unbefestigten Wege zwischen den Warften praktisch.

Informiere dich vor deiner Reise über die Gezeiten und mögliche Sturmfluten. Ein "Landunter" kann ein eindrucksvolles Erlebnis sein, schränkt aber die Bewegungsfreiheit auf der Hallig stark ein.

Respektiere die Natur und die Privatsphäre der Halligbewohner. Betritt keine Salzwiesen außerhalb der markierten Wege und beachte die Regeln des Nationalparks.

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