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Das Reich unter der Oberfläche: Die vielfältige Fischwelt der Nordsee

Die Nordsee beherbergt eine erstaunliche Artenvielfalt – rund 230 verschiedene Fischarten tummeln sich in ihren Gewässern. Im Wattenmeer, das bei Ebbe teilweise trockenfällt, finden etwa 70 dieser Arten einen Lebensraum

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Zwischenablage

Besonders die tieferen Bereiche des Wattenmeers sind ein Paradies für Plattfische, deren flache Körperform perfekt an die dortigen Bedingungen angepasst ist. In den sehr flachen Zonen, die bei Ebbe komplett trockenfallen, sind hingegen nur etwa 10 Arten anzutreffen, hauptsächlich Jungfische und kleinere Arten.

Von wirtschaftlicher Bedeutung für den Menschen sind 23 Fischarten der Nordsee – sei es als Speisefisch oder zur Herstellung von Fischöl und Fischmehl. Jährlich werden etwa 2,5 Millionen Tonnen Fisch aus der Nordsee gefischt, was zu einem besorgniserregenden Artenschwund geführt hat.

Bedrohte Giganten und verlorene Arten

Die industrielle Fischerei hat ihre Spuren hinterlassen. Der bis zu vier Meter große Stör, einst in der gesamten Nordsee beheimatet, gilt heute als ausgerottet. Er wurde hauptsächlich wegen seines Rogens – besser bekannt als Kaviar – gejagt. Auch der Nordseeschnäpel, früher ein häufiger Speisefisch, galt in den 1980er Jahren in Deutschland als ausgestorben und überlebte nur in wenigen dänischen Flüssen. Glücklicherweise laufen seit etwa 2015 Wiederansiedlungsprojekte in deutschen Flüssen.

Ein weiteres Opfer der Überfischung ist der Stechrochen, der mit seinem charakteristischen Stachel eine Länge von bis zu 230 Zentimetern erreichen konnte. Dieser wärmeliebende Fisch bewohnte die flacheren Bereiche der südlichen Nordsee und ist heute praktisch verschwunden.

Knorpelfische: Die geheimnisvollen Rochen und Haie

Neben dem verschwundenen Stechrochen leben in der Nordsee noch andere Rochenarten wie der bis zu zwei Meter lange Glattrochen, der Sand- und Schlammböden von flachem bis zu 500 Meter tiefem Wasser bewohnt. Der kleinere Nagelrochen ist vorwiegend in der Dämmerung oder nachts über Weichböden bis 100 Meter Tiefe anzutreffen. An Stränden kannst du gelegentlich die charakteristischen vierzipfeligen schwarzen Eikapseln der Rochen im Strandgut entdecken.

Die Nordsee beherbergt auch mehrere Haiarten, die allerdings für Menschen ungefährlich sind: Katzenhai, Dornhai, Glatthai und Hundshai. Im nördlichen Teil der Nordsee wurde sogar schon der bis zu 15 Meter lange Riesenhai gesichtet – ein beeindruckender, aber für Menschen harmloser Planktonfresser.

Die Echten Knochenfische: Meister der Anpassung

Die meisten bekannten Speisefische gehören zu den Echten Knochenfischen. Sie erscheinen in den unterschiedlichsten Formen – vom langgestreckten, bis zu zwei Meter langen Meeraal (der trotz seines Namens nicht mit den echten Aalen verwandt ist) bis zum markanten Knurrhahn mit seinen flügelartigen Brustflossen.

Diese Fische haben alle verfügbaren Lebensräume der Nordsee besiedelt: die offene Hochsee, Flachwassergebiete, felsige Regionen und Weichböden. Viele Arten wandern zum Laichen zwischen verschiedenen Bereichen – von der tieferen See zur Küste, vom Wattenmeer in die offene Nordsee oder wie der Lachs in die Flüsse hinauf und als erwachsene Tiere wieder zurück.

Die Wanderer der Nordsee

Einige Fischarten folgen bestimmten Temperaturen: Die räuberische Makrele und die Meeräsche besuchen küstennahe Gebiete nur im Sommer oder Herbst, während die Sprotte gerade im Winter in Küstennähe zu finden ist. Im Gegensatz dazu gibt es auch sogenannte Standfische wie Seeskorpion, Aalmutter und die kleinen Sandgrundeln, die ihr Leben lang in ihrem angestammten Lebensraum verbleiben.

Der zu den Fliegenden Fischen gehörende Hornhecht ist normalerweise ein Hochseefisch, sucht aber im Mai zum Laichen küstennahe Gewässer auf. Dort befestigt er seine Eier an Algen oder Seegras. Der skurril aussehende Steinpicker mit seinen vielen Barteln am Untermaul wandert von den Flachwasserzonen des Wattenmeers zu den Tangwäldern der Hochseeinsel Helgoland, um dort seine Eier an Tang zu kleben und sie so vor Verdriftung zu schützen.

Die Verwandlung der Plattfische

Die Scholle legt etwa 52.000 Eier in der offenen See ab. Die aus den Eiern schlüpfenden Jungfische sind zunächst symmetrisch geformt und wandern ins Wattenmeer ein. Dort durchlaufen sie eine faszinierende Metamorphose: Die Augen wandern auf eine Körperseite, während der Körper flach wird. Als erwachsene Fische kehren die Schollen wieder in die offene See zurück. Am Meeresboden liegend können sie ihre Färbung erstaunlich gut an den Untergrund anpassen.

Andere Fischarten wie die 15 Zentimeter kleinen Sandgrundeln, die Sandaale und sogar der bis zu zwei Meter große Seeteufel leben teilweise eingegraben im sandigen Meeresboden – eine perfekte Tarnung vor Fressfeinden und eine gute Position für überraschende Angriffe auf Beutetiere.

Überlebenskünstler im Wattenmeer

Die Fische des Wattenmeers müssen mit extremen Bedingungen zurechtkommen: starke Schwankungen des Salzgehalts und der Temperatur sowie kräftige Gezeitenströmungen. Um der Winterkälte zu entgehen, wandern Arten wie die Seezunge und der Hornhecht in die offene Nordsee. Für viele Arten wie Sprotte, Hering, Scholle und Seezunge dient das Wattenmeer als Kinderstube, in der sie ihre Ei- und Jungfischphase verbringen.

Die meisten Fischarten der Gezeitenzone betreiben intensive Brutpflege. Besonders "fürsorglich" ist die sand- und felsbewohnende Aalmutter, die etwa 200 Eier in ihrem Körper ausbrütet. Bei Sandgrundeln, Seeskorpionen und Seehasen sind es die Männchen, die sich um den Nachwuchs kümmern. Die Weibchen der Seehasen legen ihren als "Deutscher Kaviar" bekannten Rogen mit bis zu 200.000 Eiern am Boden oder unter Felsen ab, woraufhin die Männchen Wache halten, bis die Jungfische schlüpfen – und danach sterben.

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