Emden: Charmante Hafenstadt zwischen Seefahrtsgeschichte und Otto-Witz
An der nordwestlichen Ecke Deutschlands liegt Emden – eine Stadt, die sich selbst nie zu ernst nimmt, während sie gleichzeitig auf eine beeindruckende maritime Geschichte zurückblickt.

Als "Tor zur Nordsee" hat Emden im Laufe der Jahrhunderte Kaufleute, Piraten, Künstler und nicht zuletzt einen der bekanntesten deutschen Komiker hervorgebracht. Die drittgrößte Stadt Ostfrieslands verbindet authentischen Charme mit nordischer Gelassenheit – perfekt für einen Städtetrip abseits der üblichen Touristenpfade.
Maritime Vergangenheit und Gegenwart
Der Delft – Emdens historischer Hafen – ist das pulsierende Herz der Stadt. Hinter den charakteristischen Giebelhäusern verbirgt sich mehr als 800 Jahre Seefahrtsgeschichte. Große Teile Emdens wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, doch die liebevoll restaurierte Altstadt mit ihren Kanälen und historischen Schiffen lässt das alte Flair wieder aufleben.
Das imposante Rathaus am Delft – ein Renaissance-Bau aus dem 16. Jahrhundert – überstand die Bombardements wie durch ein Wunder. Von der Rathausbrücke hast du einen fantastischen Blick über den Hafen, wo alte Segelschiffe neben modernen Frachtern liegen. Und ja, die Möwen gehören zur Geräuschkulisse wie der Dialekt der Einheimischen – leicht niederländisch angehaucht und für Nicht-Ostfriesen manchmal schwer zu verstehen.
Im Hafenbecken liegt auch die "Gesine", ein restaurierter Heringslogger, der als schwimmendes Museum die harte Arbeit der Heringsfischer dokumentiert. Bei einer Hafenrundfahrt (April bis Oktober, ca. 10 Euro) bekommst du einen guten Eindruck von der industriellen Seite Emdens mit dem VW-Werk und den riesigen Docks, wo Kreuzfahrtschiffe gebaut werden.
Kunstsinn und Kultur
Die Kunsthalle Emden zählt zu den kulturellen Highlights der Stadt. Der moderne Bau beherbergt eine beeindruckende Sammlung zeitgenössischer Kunst mit Fokus auf deutsche Expressionisten und die Neue Sachlichkeit. Was viele nicht wissen: Die Kunsthalle verdankt ihre Existenz dem Stifter Henri Nannen, dem legendären "Stern"-Chefredakteur, der aus Emden stammte.
Nur einen Steinwurf entfernt liegt das Ostfriesische Landesmuseum im historischen Rathaus am Delft. Hier taucht man ein in die Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der Region. Die Sammlung umfasst ostfriesisches Silber, historische Waffen und Navigationsinstrumente – Zeugen einer Zeit, als Emden zu den wichtigsten Handelszentren Nordeuropas zählte.
Für Fans historischer Schiffe ist das Feuerschiff "Amrumbank" ein Muss. Das leuchtend rote Schiff liegt im Ratsdelft und diente früher als schwimmender Leuchtturm in der Nordsee. Heute beherbergt es ein Museum, das die Geschichte der Seezeichen erzählt. Nach der Besichtigung schmeckt ein Fischbrötchen an Deck besonders gut – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.
Otto und der ostfriesische Humor
Emden ist die Geburtsstadt von Otto Waalkes, und das merkt man überall. Der berühmteste Sohn der Stadt hat Emden seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt. Auf dem "Ottoplatz" grüßt eine Bronze-Statue des Komikers, und an vielen Straßenecken findest du seine berühmten Ottifanten als bunte Skulpturen. Das "Otto-Huus" in der Pelzerstraße ist ein kleines, aber feines Museum mit persönlichen Gegenständen, Requisiten und Zeichnungen des Komikers.
Wer Glück hat, erwischt Otto bei einem seiner spontanen Besuche in der Stadt. Die Einheimischen sind längst daran gewöhnt, ihren berühmten Mitbürger in der Fußgängerzone oder in einem der Cafés zu sehen. Und selbst wenn nicht: Der typisch trockene ostfriesische Humor und die Gelassenheit der Emder sind auch ohne Ottifanten allgegenwärtig.
Kulinarische Spezialitäten
In Emden isst man norddeutsch-deftig mit maritimem Einschlag. Frischen Fisch gibt's an jeder Ecke – vom klassischen Fischbrötchen bis zum edlen Steinbutt. Eine lokale Besonderheit ist "Labskaus", ein Gericht aus Kartoffeln, Roter Bete und Corned Beef, das früher auf Schiffen serviert wurde. Dazu gibt's oft ein "Rollmops-Auge" (eingelegter Hering) und ein kühles Jever oder Flensburger Pilsener.
Ein Highlight ist das Restaurant "Alte Liebe" direkt am Ratsdelft. In historischem Ambiente genießt du hier moderne Interpretationen ostfriesischer Klassiker. Alternativ bietet das "Hafenhaus" authentische Fischgerichte mit Blick auf die vorbeiziehenden Schiffe.
Und natürlich darfst du die ostfriesische Teekultur nicht verpassen. Die Emder trinken ihren Tee nach einem strengen Ritual: Erst kommt der "Kluntje" (Kandiszucker) in die Tasse, dann der heiße, starke Tee und zuletzt ein Schuss Sahne, der am Tassenrand hineinläuft und kleine Wölkchen bildet – umrühren ist streng verboten! Probier das am besten im "Teemuseum" aus, wo du gleichzeitig alles über die Geschichte des Teehandels erfährst, der Emden einst reich machte.
Ausflüge in die Umgebung
Emden eignet sich perfekt als Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung. Die ostfriesischen Inseln Borkum, Juist und Norderney sind per Fähre von Emden oder dem nahen Norddeich erreichbar. Eine Fahrradtour entlang der Ems führt durch typisch flache Marschlandschaft mit Schafen, Windmühlen und dem berühmten ostfriesischen Himmel, der wegen seiner dramatischen Wolkenformationen bei Fotografen beliebt ist.
Der Nationalpark Wattenmeer – UNESCO-Weltnaturerbe – liegt praktisch vor der Haustür. Geführte Wattwanderungen starten vom nahen Greetsiel aus. Bei Ebbe über den Meeresboden zu laufen und dabei Krebse, Muscheln und Wattwürmer zu entdecken, ist ein unvergessliches Erlebnis für Groß und Klein.
Das malerische Fischerdorf Greetsiel mit seinem Zwillingsmühlen und der bunten Krabbenkutterflotte ist nur 20 Autominuten entfernt und bietet mit seinen engen Gassen und roten Klinkerhäusern perfekte Fotomotive. Wer es aktiver mag: Der Dollart, eine Bucht der Ems an der deutsch-niederländischen Grenze, ist ein Paradies für Windsurfer und Kitesurfer.
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