"Venedig des Nordens" im Emsland: Papenburg zwischen Kanälen und Schiffbau
40 Kilometer Kanäle durchziehen eine Stadt, in der Kreuzfahrtgiganten geboren werden. Historische Schiffe ankern vor Kaffeehäusern, während moderne Kolosse aus der Werft gleiten.

Zwischen weitläufigen Mooren und der Ems hat sich Papenburg einen besonderen Platz in der deutschen Kulturlandschaft erarbeitet. Als älteste und längste Fehnkolonie Deutschlands bietet die Stadt ein faszinierendes Netz aus Wasserstraßen, historischer Schifffahrtstradition und moderner Industrie. Über 40 Kilometer Binnenkanäle durchziehen das Stadtgebiet – ein Erbe der systematischen Moorerschließung, die hier 1630 begann und Papenburg den Beinamen "Venedig des Nordens" einbrachte.
Die Geschichte begann, als Dietrich von Velen im Dezember 1630 das "Gut Papenburg" erwarb und zur Entwässerung der unzugänglichen Moore Kanäle (sogenannte Wieken) anlegen ließ. Diese dienten nicht nur der Trockenlegung, sondern auch dem Transport des abgebauten Torfs zu den ostfriesischen Ziegeleien – der Grundstein für Papenburgs Entwicklung zur ersten Moorkolonie Deutschlands.
Superlative am Wasser
Papenburg reiht sich mit mehreren Rekorden in die Liste deutscher Besonderheiten ein: Die nördlichste Stadt des Emslandes ist gleichzeitig der südlichste Seehafen Deutschlands. Doch das eigentliche Herzstück bildet die Meyer Werft, die mit einem der größten überdachten Trockendocks der Welt international Aufsehen erregt. Wo früher überschaubare Handelsschiffe wie Tjalks, Schoner und Briggs vom Stapel liefen, entstehen heute imposante Kreuzfahrtschiffe, die Menschen in alle Weltmeere tragen.
Der Hauptkanal: Lebensader der Stadt
Der Hauptkanal bildet das pulsierende Zentrum Papenburgs. Hier reihen sich Cafés und Restaurants aneinander und laden zum Verweilen ein. Was diesen Ort besonders macht: Sechs historische Schiffsnachbauten in Originalgröße bilden ein einzigartiges Freilicht-Schifffahrts-Museum direkt am Wasser. Das Wahrzeichen der Stadt, die Brigg "Friederike von Papenburg", ankert majestätisch vor dem 1913 errichteten Rathaus und dient als Nebenstelle der Touristinformation.
Zur beeindruckenden Museumsflotte gehören außerdem eine Tjalk (Spezialschiff für Flachgewässer), eine Spitzmutte (Torf-Lastkahn), eine Kuff (Plattbodenschiff), ein Schoner (schnelles Frachtschiff) und eine Schmack (Gaffelsegler). Bei einem Bummel entlang des Kanals lassen sich nicht nur diese maritimen Schätze entdecken, sondern auch die charakteristischen Dreh- und Klappbrücken, die das Stadtbild prägen.
Geschichte erleben und verstehen
Wer tiefer in die Vergangenheit Papenburgs eintauchen möchte, findet im Zeitspeicher ein interaktives Erlebnismuseum, das die Entwicklung vom Torfabbaugebiet zum modernen Werftstandort anschaulich darstellt. Von hier aus lohnt ein Spaziergang entlang des nördlichen Hauptkanals in Richtung Innenstadt.
Etwas außerhalb des Zentrums bietet die Von-Velen-Anlage einen authentischen Einblick in das beschwerliche Leben der frühen Moorsiedler. Das Freilichtmuseum zeigt, wie die Menschen unter harten Bedingungen dem kargen Boden Lebensraum abtrotzten. Im benachbarten Papenbörger Hus, einem Ackerbürger- und Kapitänshaus aus dem Jahr 1820, kannst du eine regionale Spezialität nach historischem Rezept probieren: Buchweizen-Pfannkuchen. Diese Speise erzählt eine Geschichte von Anpassungsfähigkeit – Buchweizen war das einzige Getreide, das auf dem nährstoffarmen Torfboden gedieh und so zum Grundnahrungsmittel der lokalen Bevölkerung wurde.
Mit Kanu und Rad die Region erkunden
Die Wasserstraßen Papenburgs lassen sich am besten auf dem Wasser selbst erkunden. Die Stadt bietet geführte Kanutouren an, bei denen du unter niedrigen Dreh- und Klappbrücken hindurchpaddelst und die Stadt aus einer völlig neuen Perspektive siehst.
Für Landratten eignet sich das Fahrrad perfekt, um die flache Landschaft des Emslandes zu erkunden. Durch Papenburg führen mehrere überregionale Radwanderwege:
- Der EmsRadweg
- Die Emsland-Route
- Die Deutsche Fehnroute
- Die Internationale Dollard Route
Falls du ohne eigenes Rad anreist, bietet die Stadt einen Fahrradverleih mit normalen Rädern und E-Bikes an – ideal für längere Touren durch die umgebende Moorlandschaft.
Die Meyer Werft: Giganten aus Stahl
Ein Besuch in Papenburg wäre nicht vollständig ohne einen Blick auf die Meyer Werft. Das Familienunternehmen, das seit über 200 Jahren besteht, hat sich vom kleinen Schiffsbauer zur Hightech-Werft für luxuriöse Kreuzfahrtschiffe entwickelt. Im Besucherzentrum erfährst du mehr über die Geschichte des Unternehmens und die komplexen Prozesse des modernen Schiffbaus. Mit etwas Glück kannst du sogar eines der gewaltigen Kreuzfahrtschiffe im Bau beobachten – ein beeindruckender Kontrast zu den historischen Schiffen am Hauptkanal.
Praktische Informationen
Die beste Reisezeit für Papenburg liegt zwischen Mai und September, wenn die Temperaturen angenehm sind und die Kanäle und Außenbereiche der Museen in vollem Glanz erstrahlen. Als Unterkunft bieten sich mehrere Hotels und Pensionen im Stadtzentrum an, die einen guten Ausgangspunkt für Erkundungen darstellen.
Die Anreise ist sowohl mit dem Auto über die A31 (Ausfahrt Papenburg) als auch mit der Bahn möglich – der Bahnhof Papenburg liegt an der Strecke zwischen Bremen und Emden. Innerhalb der Stadt sind viele Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichbar, für längere Strecken empfehlen sich Fahrrad oder das lokale Busnetz.
Aktuelles Wetter vor Ort
Jetzt
Feuchtigkeit: 60%
Heute
Feuchtigkeit: 60%
Morgen
Feuchtigkeit: 79%
Freitag
Feuchtigkeit: 55%
Samstag
Feuchtigkeit: 63%
Sonntag
Feuchtigkeit: 56%
Bisher keine Kommentare