Wattwandern für Anfänger: Tipps für dein erstes Abenteuer im Weltnaturerbe
Wenn sich das Meer zurückzieht, offenbart es eine faszinierende Landschaft, die nur darauf wartet, erkundet zu werden.

Das Wattwandern ist mehr als nur ein Spaziergang – es ist eine Entdeckungsreise in ein einzigartiges Ökosystem und gleichzeitig ein Abenteuer, das etwas Vorbereitung erfordert.
Das Wattenmeer erstreckt sich entlang der deutschen Nordseeküste und gehört seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Bei einer Wattwanderung erlebst du hautnah, warum: Die unglaubliche Vielfalt an Lebewesen ist beeindruckend. Von Wattwürmern über verschiedene Krebsarten bis hin zu Löffelreihern – nur mit dem richtigen Blick entdeckst du all diese Schätze.
Das Watt ist ein äußerst dynamischer Lebensraum, der sich mit jeder Gezeit verändert. Diese ständige Wandlung macht es einerseits faszinierend, andererseits aber auch trügerisch für Unkundige. Die wechselnde Landschaft erfordert Respekt und gute Vorbereitung.
Mit dem Wattführer unterwegs
Der wichtigste Tipp für deine erste Wattwanderung: Geh niemals allein! Suche dir einen zugelassenen Wattführer, der dich sicher durch diese besondere Landschaft begleitet. Wattführer durchlaufen eine intensive zweijährige Ausbildung und kennen die Gefahren des Watts genau.
Ein guter Wattführer macht aus der Wanderung ein echtes Erlebnis. Er erklärt dir, welche Krebse da über den Meeresboden krabbeln, welche Quallen vorbeischwimmen oder warum sich Vögel an bestimmten Stellen sammeln. Mit diesem Wissen wird deine Wattwanderung zu einem unvergesslichen Naturerlebnis.
Die Herausforderungen des Wattwanderns
Unterschätze nicht die körperliche Anstrengung beim Wattwandern. Zehn Kilometer durch das Watt zu laufen ist deutlich anstrengender als ein gleichlanger Spaziergang auf festem Boden. Der Untergrund ist oft weich und nachgiebig, was jeden Schritt zu einer kleinen Kraftanstrengung macht.
Das Wattenmeer kann auch tückisch sein. Natürliche Wasserläufe im Watt, sogenannte Priele, können sich bei auflaufendem Wasser in reißende Ströme verwandeln. Schlickfelder können den Weg versperren und bei Nebel verlierst du schnell die Orientierung.
Deine Sicherheits-Checkliste
- Informiere dich vor deiner Tour unbedingt über die Gezeiten. Wann ist Ebbe, wann setzt die Flut ein?
- Vertraue dich bei längeren Strecken oder Touren zu Inseln immer einem erfahrenen Wattführer an.
- Checke den Wetterbericht und gehe nur bei Tageslicht ins Watt.
- Meide das Watt bei Gewittergefahr – im flachen Wattenmeer bist du der höchste Punkt und damit ein Blitzableiter.
- Bleibe in Ufernähe, wenn du auf eigene Faust gehst – so, dass du in etwa 10 Minuten wieder festen Boden erreichen kannst.
- Packe Sonnenschutz, warme Kleidung (auch im Sommer!), ausreichend Wasser und einen kleinen Snack ein.
- Nimm dein Smartphone mit, aber verlasse dich nicht komplett darauf – der Empfang im Watt kann lückenhaft sein.
- Eine Trillerpfeife kann im Notfall hilfreich sein.
Die richtige Ausrüstung
Für deine Wattwanderung brauchst du keine spezielle Ausrüstung. Die besten Schuhe zum Wattwandern sind übrigens gar keine – barfuß spürst du den Boden am besten und erlebst das Watt mit allen Sinnen. Bei kühleren Temperaturen oder für empfindliche Füße eignen sich auch Wasserschuhe.
Denke an wetterfeste Kleidung, denn an der Küste kann sich das Wetter schnell ändern. Auch im Sommer kann es durch den Wind kühl werden. Eine leichte Regenjacke, Sonnenschutz und eine Kopfbedeckung gehören zur Grundausstattung.
Wo du Wattwanderungen buchen kannst
Entlang der gesamten deutschen Nordseeküste werden geführte Wattwanderungen angeboten. Die Nationalparkhäuser und Tourismuszentralen in Orten wie St. Peter-Ording, Büsum, Cuxhaven, Wangerooge, Juist oder Norderney sind gute Anlaufstellen für Informationen und Buchungen.
Die Preise für geführte Wattwanderungen sind moderat und beginnen bei etwa 8-10 Euro pro Person für einfache Touren. Längere Wanderungen zu Inseln oder Sandbänken kosten entsprechend mehr.
Das Wattenmeer schützen
Das Wattenmeer ist ein empfindliches Ökosystem, das unseren Schutz verdient. Der Zwischenfall mit der MSC Zoe Anfang 2019, bei dem ein Frachtschiff während eines Sturms hunderte Container verlor, zeigt, wie verletzlich dieser Naturraum ist. Noch heute finden Wattwanderer Überreste dieser Umweltkatastrophe.
Als verantwortungsvoller Besucher hinterlässt du keinen Müll, nimmst nichts aus der Natur mit und störst die Tierwelt nicht unnötig. Beachte die Regeln des Nationalparks und die Hinweise deines Wattführers.
Die beste Zeit für Wattwanderungen
Wattwanderungen sind von April bis Oktober möglich, wobei die Sommermonate die angenehmsten Temperaturen bieten. Bedenke aber, dass dies auch die Hauptsaison ist – eine Vorausbuchung ist dann ratsam.
Das Wattenmeer zeigt sich zu jeder Jahreszeit von einer anderen Seite. Im Frühjahr kannst du Zugvögel beobachten, im Sommer ist das Wasser wärmer, und im Herbst bietet die klare Luft oft besonders gute Sicht.
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