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Ostfriesentee: Das Nationalgetränk und die Teekultur der Ostfriesen

In Ostfriesland dreht sich alles um ein besonderes Ritual: den Teegenuss. In einer Zeit, in der Kaffee-to-go und schneller Konsum dominieren, bietet die ostfriesische Teetied eine willkommene Auszeit.

Lesezeit: ca. 4 Min.
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Zwischenablage

Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 300 Litern sind die Ostfriesen die unbestrittenen Weltmeister im Teetrinken – weit vor den Briten oder Chinesen. Seit 2016 gehört die "Ostfriesische Teekultur" sogar zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Ein Besuch in Ostfriesland ohne eine traditionelle "Teetied" ist wie ein Tag am Meer ohne das Rauschen der Wellen – schlichtweg undenkbar.

Die schwarze Seele Ostfrieslands

Der Ostfriesentee ist keine gewöhnliche Teesorte, sondern eine sorgfältig komponierte Mischung aus verschiedenen Schwarztees. Die Teeexperten der regionalen Handelshäuser probieren jedes Jahr Hunderte von Teesorten, um die perfekte Mischung zu kreieren. Überwiegend werden kräftige Sorten wie Assam, Ceylon, Java und Sumatra verwendet, die dem ostfriesischen Tee seinen charakteristisch würzigen Geschmack verleihen.

Wichtig zu wissen: Nur wenn der Tee tatsächlich "im Land hinter den Deichen" gemischt wurde, darf er sich "Echter Ostfriesentee" nennen. Alles andere ist lediglich eine "ostfriesische Teemischung" – ein nicht zu unterschätzender Unterschied für die einheimischen Teekenner.

Die Geschichte in der Tasse

Die Teekultur in Ostfriesland hat eine lange Tradition. Holländische Händler brachten das exotische Getränk Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa, und es fand schnell den Weg in die benachbarte Region Ostfriesland. Den Grundstein für den "Echten Ostfriesentee" legte Johann Bünting im Jahr 1806 in seinem Kolonialwarenladen in Leer – der Beginn eines Tee-Imperiums, das bis heute Bestand hat.

Wie tief die Verbundenheit der Ostfriesen zu ihrem Lieblingsgetränk geht, zeigt auch eine historische Besonderheit: Während des Zweiten Weltkriegs erhielten die Ostfriesen neben den üblichen Lebensmittelkarten zusätzlich spezielle Teekarten – ein Privileg, das die kulturelle Bedeutung des Getränks unterstreicht.

Die Kunst der Teezeremonie

In Ostfriesland wird Tee nicht einfach nur getrunken – er wird zelebriert. Die traditionelle ostfriesische Teezeremonie folgt klaren Regeln und ist ein sinnliches Erlebnis für alle Beteiligten:

Für die Zubereitung wird eine bauchige Teekanne zunächst mit heißem Wasser ausgespült und vorgewärmt. Pro Liter Wasser kommen etwa acht bis zehn Gramm Teeblätter in die Kanne, die mit kochendem Wasser bedeckt werden. Dieses Konzentrat zieht etwa vier Minuten, bevor das restliche Wasser aufgegossen wird. Die Kanne wird auf einem Stövchen oder dem Wasserkessel warm gehalten.

Das weiche Wasser Ostfrieslands trägt übrigens zum charakteristischen Aroma bei – ein Detail, das Teekenner zu schätzen wissen.

Der Dreiklang des Genusses

Die perfekte Tasse ostfriesischen Tees ist ein Zusammenspiel von drei Elementen: Tee, Kluntje und Sahne. So geht's:

  • Zunächst wird ein Stück "Kluntje" (weißer Kandiszucker) in die dünnwandige Porzellantasse gelegt.
  • Dann wird der heiße Tee langsam eingegossen. Das Knacken des Kandis ist dabei ein wichtiges Zeichen – es signalisiert, dass der Tee die richtige Temperatur hat.
  • Zum Schluss wird ein kleiner Löffel Sahne vorsichtig am Innenrand der Tasse entgegen dem Uhrzeigersinn eingeträufelt. Sie sinkt zunächst hinab und steigt wenig später als "Wulkje" (Sahnewölkchen) wieder auf.

Der Tee wird nicht umgerührt! Das wäre ein Fauxpas. Stattdessen schlürft man sich durch die drei Geschmacksschichten: zuerst die kühle, milde Sahne, dann den kräftigen, herben Tee und schließlich den süßen Geschmack des Kandis am Boden der Tasse.

Drei Tassen sind Ostfriesenrecht

In Ostfriesland gilt die ungeschriebene Regel, dass ein Gast mindestens drei Tassen Tee trinken sollte – das sogenannte "Ostfriesenrecht". Der Gastgeber schenkt sich stets die erste Tasse ein, um die Qualität des Tees zu prüfen, bevor die Gäste bedient werden.

Ein wichtiges Detail: Solange du den Löffel nicht in die leere Tasse legst, wird der Gastgeber dir ungefragt nachschenken. Erst wenn der Löffel in der Tasse liegt, signalisierst du: "Danke, ich habe genug."

Wo du die Teekultur erleben kannst

In ganz Ostfriesland findest du traditionelle Teestuben, in denen du die Zeremonie authentisch erleben kannst. Hier wird der Tee oft in feinem Porzellan mit dem typischen Dekor der "ostfriesischen Rose" oder mit blauem Muster serviert.

Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der historischen Teehandlungen wie Bünting in Leer oder Thiele in Emden, wo du nicht nur Tee kaufen, sondern auch mehr über die Geschichte und Herstellung erfahren kannst.

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