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Zwischen Wracks und Wellen: Die Nordsee – ein unterschätztes Tauchparadies

Die maritime Geschichte, die anspruchsvollen Tauchbedingungen und die überraschend vielfältige Meeresfauna machen die Nordsee zu einem Geheimtipp für Taucher, die mehr suchen als nur warmes Wasser und bunte Fische.

Lesezeit: ca. 4 Min.
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Zwischenablage

Die Nordsee gilt unter Eingeweihten als eines der spannendsten Tauchreviere Europas – vor allem für Wracktaucher. Die raue Schönheit des Meeres, die wechselnden Strömungen und die reiche Historie machen das Gebiet zu einem besonderen Erlebnis abseits der üblichen Tauchziele. Hier vereinen sich die Schwerelosigkeit des Tauchens mit einer Zeitreise durch die Seefahrtsgeschichte Nordeuropas.

Was viele nicht wissen: Die Nordsee beherbergt mehr als 50.000 Schiffswracks an ihrem Grund – jedes mit einer eigenen Geschichte und mittlerweile zu kleinen Unterwasser-Oasen herangewachsen, in denen sich vielfältiges Leben angesiedelt hat.

Die besten Tauchspots an der deutschen Nordseeküste

Zwei Gebiete stechen besonders hervor: die Gewässer um Helgoland und der Bereich vor Borkum. Hier finden sich einige der faszinierendsten Wracks der Nordsee. Bei Helgoland kannst du mit entsprechender Sondergenehmigung sogar zum deutschen U-Boot UC71 tauchen – ein besonderes Erlebnis für geschichtsinteressierte Taucher. Das Gebiet beherbergt zudem zahlreiche Fracht- und Kriegsschiffe sowie das vermeintliche Wrack der Eulomene.

Ein weiterer hervorragender Ausgangspunkt für Taucher ist der Oststrand Hörnum auf Sylt. Nach etwa einer Stunde Bootsfahrt und etwa 5 Seemeilen von der Westküste entfernt, erreichst du in 12 Metern Tiefe die Überreste des Reichsseezeichen-Dampfers "WIK". Dieses Schiff lief 1944 auf eine Mine und sank an dieser Stelle. Heute ist es fest mit dem Meeresboden verwachsen und bildet einen künstlichen Riff-Lebensraum.

Flora und Fauna: Die lebendige Seite der Nordsee

Wer beim Tauchen in der Nordsee nur trübes Wasser und karge Landschaften erwartet, wird überrascht sein. Das Leben unter Wasser ist vielfältig und faszinierend. Am Wrack der "WIK" haben sich Seenelken, Butterfische und Schwertmuscheln angesiedelt. Im Inneren des Schiffes tummeln sich Seescheiden und Nordseeknieper.

Bei deinen Tauchgängen kannst du mit etwas Glück auch seltenere Bewohner antreffen:

  • Den Europäischen Hummer, der in freier Wildbahn immer seltener zu sehen ist
  • Imposante Katzenhaie, die zwischen den Wracks ihre Reviere haben
  • Verschiedene Korallenarten wie die steinige Weißkoralle und die "Tote Manshand" (eine variabel gefärbte Weichkoralle)
  • Die zart lila schimmernde Zylinderrose, deren Tentakel sanft in der Strömung tanzen
  • Seedahlien und Schlammrosen, die farbige Akzente in die Unterwasserlandschaft bringen

Herausforderung Strömung: Tauchen mit den Gezeiten

Was die Nordsee als Tauchrevier einzigartig macht, sind die wechselnden Gezeiten. Ebbe und Flut bestimmen hier den Rhythmus des Tauchens. Sporttauchen ist nur während der strömungsfreien Perioden möglich, was ein gutes Timing und Erfahrung voraussetzt. Selbst mit Gezeitentabellen sind diese Zeitfenster aufgrund wechselnder Wetterbedingungen nicht immer präzise vorherzusagen.

Eine weitere Besonderheit: Auch wenn die Wasseroberfläche ruhig erscheint, können in der Tiefe, besonders in der Nähe von Wracks, starke Strömungen auftreten. Für Tauchangänger ist die Nordsee daher weniger geeignet – für erfahrene Taucher bildet sie dagegen eine spannende Herausforderung mit einzigartigem Charakter.

Praktische Informationen für Nordsee-Taucher

Für viele Tauchplätze in der Nordsee benötigst du Sondergenehmigungen. Dies gilt besonders für historisch bedeutsame Wracks wie das U-Boot UC71. Informiere dich vor deiner Reise bei den lokalen Tauchbasen über die aktuellen Bestimmungen.

Die beste Tauchzeit liegt zwischen Juni und September, wenn die Wassertemperaturen etwas angenehmer sind. Dennoch ist ein Trockentauchanzug ganzjährig empfehlenswert. Die Sichtweiten in der Nordsee variieren stark – von wenigen Metern bis zu überraschend klaren 15 Metern an guten Tagen.

Vor Helgoland und Borkum haben sich mehrere spezialisierte Tauchbasen etabliert, die geführte Touren zu den Wracks anbieten. Diese verfügen über die notwendigen Genehmigungen und lokale Kenntnisse der Strömungsverhältnisse – für Gelegenheitsbesucher die beste Option, um die Unterwasserwelt der Nordsee sicher zu erkunden.

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